Akzeptanz lernen

Resilient zu sein ist in der heutigen Zeit, die geprägt ist durch viele Krisen, komplexe Herausforderungen und Unwägbarkeiten, wichtiger denn je. Die Realität zeigt jedoch, dass immer mehr Menschen psychisch erkranken. Was können wir aktiv tun, um uns davor zu schützen?

Eine wichtige Säule, um die eigene psychische Widerstandskraft zu stärken, ist die Akzeptanz. Aber oft fällt es uns schwer, Herausforderungen und Krisen anzunehmen. Insgeheim wünschen wir uns oft, dass alles in größtmöglicher Harmonie seinen gewohnten Gang weitergeht. Und manchmal neigen wir auch dazu, mit Widerstand oder Kampf zu reagieren, wenn etwas anders läuft, als wir es uns wünschen.

I) Was ist Akzeptanz?

Akzeptanz geht auf das lateinische Verb „accipere“ zurück. Dieses bedeutet nicht nur, etwas willkommen zu heißen, sondern beschreibt auch das passive Empfangen von etwas, das ohne unser Zutun, ohne unseren Willen passiert.

Und darin liegt oft die Schwierigkeit. Wir wollen gerne alles steuern, alles unter Kontrolle haben – und wenn uns Dinge widerfahren, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, wie bspw. der Verlust unseres Arbeitsplatzes durch Umstrukturierung, der Tod eines nahen Familienangehörigen oder die Corona-Krise mitsamt der damit verbundenen Maßnahmen, dann führt uns das zu Gefühlen wie Angst, Ohnmacht, vielleicht auch Wut. Mit diesen Gefühlen, die wir oft als negativ bewerten, haben wir meist nicht gelernt, umzugehen – wir wollen sie nicht spüren, nicht annehmen, sondern begehren dagegen auf.

Oft verwechseln wir auch Akzeptanz mit Resignation und Lethargie. Akzeptanz bedeutet aber nur, dass wir akzeptieren, dass jetzt in diesem Moment die Dinge sind, wie sie sind und dass es kontraproduktiv ist, hier Widerstände entgegenzusetzen. Widerstand und Kampf kosten Energie – die uns dann für die Dinge, die wir aktiv beeinflussen können, nicht mehr zur Verfügung steht.

II) Praktisches Beispiel / Körperwahrnehmungs-Übung:

Nehmen wir ein praktisches Beispiel: Wir werden von unserem Partner verlassen. Wenn wir nun in den Widerstand gehen und innerlich schreien: Ich will nicht, dass er geht, dann erzeugt das einen großen Schmerz. Unsere Energie fließt von uns weg; wir sind geschwächt. Wenn es uns aber gelingt, sich nach der ersten Schockstarre innerlich zu sagen: „Danke für die vielen schönen Jahre. Ich lasse Dich gehen – und wünsche Dir das Beste“ – dann erzeugt das keinen Schmerz, sondern Trauer. Trauer ist ein tiefgreifendes Gefühl, das wir annehmend fühlen dürfen.

Lassen Sie sich einmal auf ein kurzes Experiment zur Körperwahrnehmung ein und schließen Sie für einen Moment die Augen. Atmen Sie tief durch und entspannen Sie Ihren Körper. Denken Sie den Gedanken „Das Leben ist ein Kampf. Ich muss alles unter Kontrolle haben“ und spüren Sie in Ihre körperlichen Empfindungen hinein. Was fühlen Sie? An welchen Stellen nehmen Sie diese Empfindungen wahr? War es möglicherweise Druck, Enge oder Beklemmung, die spürbar wurden?

blog-meditierende Frau

Dann atmen Sie noch einmal tief durch, entspannen sich und fühlen Sie sich in folgenden Gedanken ein: „Ich sage „Ja“ auch zu den Dingen, die ohne mein Zutun in mein Leben kamen, die ich nicht steuern und beeinflussen kann. Ein bedingungsloses Ja zu dem Leben, so wie es ist. Sagen Sie sich innerlich: „Es ist, wie es ist.“ Wie fühlen Sie sich jetzt? Vielleicht spüren Sie nach einer kleinen Weile, dass die Atmung wieder freier fließen kann und sich langsam innere Ruhe und Frieden einstellen.

Diese kleine Übung kann dabei unterstützen, nicht nur kognitiv, sondern auch emotional zu verstehen, dass Kampf, Druck und Widerstand für das eigene Wohlbefinden kontraproduktiv sind.

III) Veränderungen sind ein fester Bestandteil unseres Lebens!

Akzeptieren heißt anzunehmen, dass Veränderungen zu unserem Leben gehören. Dass sich manchmal in widrigen Situationen Lebensziele nicht erreichen lassen. Akzeptanz bedeutet auch, dass es – entgegen der landläufigen Meinung – nicht sinnvoll ist, gegen etwas zu kämpfen (z.B. gegen Andersdenkende, Krankheiten oder Ungerechtigkeiten). Der Kampf gegen etwas schwächt uns und bindet unsere Energie.

Eine meiner Klientinnen war bspw. sehr im Widerstand gegen ihre Depression, die sie schon jahrelang bekämpfte und „nur loswerden“ wollte. Sie fühlte sich wie befreit, als es ihr gelang, anzunehmen, dass sie eben derzeit diese psychische Krankheit hat, ihren Widerstand dagegen loszulassen und statt dessen die Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, die ihr gut taten: Selbstfürsorge, stärkende Begegnungen mit Freunden, Bewegungs- und Entspannungsübungen. Allein dieser „Switch“ in der Wahrnehmung und Bewertung änderte die Lebensqualität deutlich zum Positiven, ohne dass viele Änderungen im Außen vorgenommen werden mussten.

IV) Sechs Anregungen zur Stärkung der Akzeptanz:

  1. Glauben Sie an etwas Höheres. Das muss nicht zwangsläufig Gott sein, aber der Glaube, dass wir zu einem großen Ganzen gehören und nicht alleine auf der Welt sind, hilft uns, die Tiefschläge des Lebens zu verkraften.
  2. Machen Sie sich bewusst, dass zu einer Krise auch das sogenannte „Niemandsland“ gehört, also ein Zustand der Instabilität und des Chaos. Das Alte ist nicht mehr da, das Neue ist noch nicht sichtbar. Glauben Sie daran, dass es immer weitergeht.
  3. Machen Sie sich bewusst, dass Krisen auch unseren „Steh-Auf-Muskel“ trainieren. Vom deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche stammt der Satz: „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.“ Das mag lieblos klingen, hat aber einen wahren Kern. Sehen Sie zukünftig die Herausforderungen des Lebens als Wachstumschancen an.
  4. Achten Sie bei Krisen darauf, welche unabänderlich sind und bei welchen es sich lohnt, Energie hineinzugeben. Den unabänderlichen setzen Sie keinen Widerstand entgegen! Dabei kann es sehr hilfreich sein, sich das Gelassenheitsgebet des Theologen Reinhold Niebuhr zu vergegenwärtigen:

    Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,   den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,   und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

  5. Lassen Sie alles Klagen, Jammern und Beurteilen los.
  6. Blicken Sie in die Zukunft und von dort zurück: Wie werde ich in fünf Jahren darüber denken? Vieles, was heute wie ein unüberwindbarer Berg wirkt, sieht später aus wie ein sanfter Hügel – oder wir blicken stolz auf die neue Lebensphase, die auf dem Gipfel des erklommenen Berges sichtbar wurde.
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V) Zusammenfassung:

Das Leben konfrontiert uns immer wieder mit Leid. Ähnlich, wie es auch in der Natur unterschiedliche Jahreszeiten gibt, sowie ein Erblühen und Verblühen – so gibt es auch im Leben Auf und Ab. Wenn wir dies akzeptieren und lernen, unsere Gefühle wie Ohnmacht und Trauer liebevoll anzunehmen und überdies Herausforderungen als Wachstumschancen begreifen, dann haben wir unsere Resilienz erheblich gestärkt. Wichtig dabei ist, dass die Annahme nicht rein kognitiv, sondern auch emotional vollzogen wird!

Fortgeschrittene können sich an folgendem Leitmotiv ausrichten: Choose what you get and you always get what you chose.

Wollen Sie aktiv Ihre eigene Akzeptanz vorantreiben und psychisch dadurch stärker werden? Dazu biete ich Ihnen auf vielen Wegen Unterstützung an. So finden Sie auf meiner Homepage unter der Rubrik „News“ einige Arbeitsblätter (https://www.monika-polk.de/news/worksheets/) zur Selbstreflektion und zu Ihrer persönlichen Weiterentwicklung. Auf meinem Youtube-Kanal „Getting balanced“ (https://www.youtube.com/channel/UCDHx1jFRdaV6NsZdYt6Evtg) finden Sie Videos und Übungsanleitungen zur Stärkung Ihrer Resilienz, die ich fortlaufend ergänze. Bei hartnäckigen Blockaden, oder auch wenn Sie persönliche Anleitung vorziehen, können Sie ein effektives Coaching (https://www.monika-polk.de/coaching/coaching-coaching) bei mir buchen. Dieses ist wahlweise in meinem Coaching-Raum, per Zoom oder in der Natur möglich.

Sind Sie bereit, Ihre Akzeptanz zu fördern? Das Ergebnis ist die Fähigkeit, gestärkt aus Krisen und schwierigen Alltagssituationen herauszukommen und wieder Energie für die Lebensaspekte zu haben, die wir aktiv gestalten können. Ihre Selbstwirksamkeit steigt.