Optimismus stärken

Geht das überhaupt: Können wir uns vom Pessimisten und Bedenkenträger zu einem Optimisten entwickeln, der von der Einstellung getragen wird, dass das Leben es gut mit ihm meint?

Ja, das ist möglich – und vor allem: Es ist sehr erstrebenswert.

I) Welche Vorteile bringt eine optimistische Lebenseinstellung?

Optimismus gilt als eine zentrale Säule bei der Resilienz. Martin Seligmann, der Begründer der Positiven Psychologie, sieht darin sogar den wichtigsten Faktor für eine hohe psychische Widerstandskraft und begründet das damit, dass Optimisten gesünder, erfolgreicher und leistungsfähiger sind. Studien belegen zudem, dass Optimisten eine höhere Lebenserwartung haben und auch bei anderen Menschen beliebter sind. So wird gleich ein weiterer Resilienzfaktor, die stabilen sozialen Beziehungen, gefördert. Auch Eigenschaften wie Toleranz, Kreativität und eine höhere Belastbarkeit werden eher den Optimisten zugeschrieben.

II) Was ist Optimismus?

Das Wort „Optimismus“ geht zurück auf den Superlativ des lateinischen Wortes „bonus“, was soviel wie „wohl“ und „glücklich“ heißt. In der Steigerungsform bedeutet dies, für sich und das eigene Leben das Optimum, das Beste zu wollen. Somit geht es nicht nur um die Ansicht, dass schon alles klappen wird, sondern um ein tiefes Bedürfnis nach einem gelungenen Leben.

Manche Schwarzmaler sehen in Optimisten leicht realitätsferne Typen, welche die Realität verdrängen oder durch die rosarote Brille sehen. Dies ist aber nicht richtig und es wäre auch kontraproduktiv, manchen Gefahren oder Herausforderungen nicht klar und wachsam zu begegnen.

Optimismus ist eine bestimmte Einstellung, die wir zum Leben haben. Dies ist die Einstellung, dass das Leben es prinzipiell gut mit uns meint, gestützt durch ein positives Menschenbild und den Glauben an die eigene Selbstwirksamkeit. Es ist die Fähigkeit, auch in Krisenzeiten darauf zu vertrauen, dass alles einmal besser wird. Der Optimist kann sich von Problemen distanzieren und auch beim Negativen noch den Fokus auf das Positive lenken.

Dabei ist ganz interessant zu wissen, dass die Gehirnforscher herausgefunden haben, dass wir evolutionsbedingt eher zu Pessimismus, denn zu Optimismus neigen. In der Entwicklungsgeschichte war es wichtig, eher auf die negativen Dinge zu achten, um Gefahren, wie bspw. das Mammut, rechtzeitig wahrzunehmen und entsprechend zu reagieren. Dies ist aber in der heutigen Zeit nicht mehr nötig – stattdessen können wir den Blick ganz bewusst auch auf die positiven Dinge lenken.

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Woran erkenne ich selbst, ob ich eher ein Optimist, oder ein Pessimist bin?

Eins vorab: Die allerwenigsten von uns werden ein Optimist oder ein Pessimist in Reinkultur sein. Die meisten sind auf einer fließenden Bandbreite unterwegs und wie bei nahezu allem im Leben gibt es kaum „Schwarz“ oder „Weiß“, sondern Grau in unterschiedlichen Nuancen. Aber es gibt einige Kriterien, an denen man recht gut erkennen kann, ob unsere Grundtendenz eher optimistisch oder eher pessimistisch ausgerichtet ist. Diese möchte ich an einem kleinen Beispiel erklären:

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein wichtiges Projekt nicht termingerecht abgewickelt und dadurch einen Schlüsselkunden verloren.

Mit einer pessimistischen Einstellung denken Sie nun bspw.: „Ich bin selbst schuld, dass ich dieses Projekt nicht hinbekommen habe. Ich habe nun einmal ein schlechtes Selbstmanagement, das ich einfach nicht in den Griff bekommen kann. Es wird sich auch zukünftig äußerst negativ auf den Erfolg meiner Projekte auswirken.

Mit einer eher optimistischen Einstellung suchen Sie hingegen die Gründe für den Projektmisserfolg bevorzugt in den äußeren Umständen, wie bspw. in Fehlern in der Lieferkette. Dies ist nun mal passiert und kann in der Zukunft sicher behoben werden. So ist der Erfolg für die Zukunft von diesem Ereignis unberührt.

Pessimisten suchen also die Verantwortung eher bei sich, Optimisten eher im Außen. Pessimisten sehen die Ursache von Problemen als stabil und unveränderlich und neigen dazu, sie zu generalisieren. Optimisten hingegen suchen die Ursachen für ein unangenehmes Ereignis eher in äußeren Umständen, die sie für veränderbar und damit variabel halten. Sie sehen Probleme also eher als spezifisch an.

Wenn Sie sich hier eher bei den Pessimisten wiederfinden, empfehle ich Ihnen, sich  folgende Fragen zu stellen, um zu einer hoffnungsvolleren Sichtweise zu kommen:

  • Muss ich mir wirklich Selbstvorwürfe machen, oder hat möglicherweise jemand anderer seine Verantwortung nicht übernommen?
  • Wie lange wird die Belastung realistischer weise andauern?
  • Inwieweit beeinflusst dieses Ereignis mein Leben? Welche Bereiche sind davon nicht betroffen?

Die Beantwortung dieser Fragen kann uns bei unseren Herausforderungen zu einer positiveren Sicht auf die Dinge verhelfen. Aber natürlich gibt es noch einige Punkte, mit denen Sie auch allgemein Ihre positive Lebenseinstellung ganz konkret trainieren können.

III) Anregungen zum Training des Optimismus

  1. Erkennen Sie, wenn Sie sich in einem inneren Gespräch selbst herunterziehen und reden Sie sich stattdessen gut zu, bspw. mit positiven Affirmationen. Vorschläge sind: „Das Leben ist schön.“ „Ich kann anderen Menschen vertrauen.“ „Ich bin ok, so wie ich bin.“
  2. Entmachten Sie Miesmacher und umgeben Sie sich mit positiv denkenden Menschen, die Ihnen Energie schenken. Meiden Sie zu viele Negativnachrichten.
  3. Füllen Sie Ihr Kraftkonto immer wieder bewusst auf. Dazu gehört im ersten Schritt sich bewusst zu machen, was Ihnen Kraft schenkt. Beispiele könnten Natur, Sport, liebevolle Kontakte, ein kreatives Hobby oder Meditation sein.
  4. Machen Sie sich immer wieder bewusst, wie gut es Ihnen geht. Viele Probleme erscheinen banal, wenn wir uns vergegenwärtigen, was andere Menschen, bspw. im Krieg oder in der aktuellen Flutkatastrophe durchmachen müssen.
  5. Programmieren Sie Ihr Gehirn auf positiv! Dies gelingt, wenn Sie die Aufmerksamkeit ganz bewusst auf die schönen Dinge lenken. Martin Seligmann spricht hier davon, „den guten Stoff aufzustöbern“. Schreiben Sie sich jeden Abend drei Dinge auf, die an diesem Tag gut gelaufen sind.
  6. Lächeln Sie! Tun Sie einfach so, als wären die guten Dinge schon eingetroffen – die Gesichtsmuskulatur hat direkten Einfluss auf unsere Stimmung.

IV) Übung zur Stärkung des Optimismus:

Zum Abschluss möchte ich noch eine wunderbare, stärkende Übung mit Ihnen teilen:

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Wenn Sie bei sich im Ort unterwegs sind, führt Ihr Weg Sie sicher auch durch einige dicht bebaute Straßen, von denen aufgrund der Häuserreihen die eine Seite im Schatten, die andere in der Sonne liegt. Dies können Sie sich zunutze machen, indem Sie sich zukünftig – außer vielleicht bei sehr hohen Temperaturen – bewusst dafür entscheiden, auf der Sonnenseite (des Lebens) zu gehen. Sie kommen vom Schatten ins Licht und vom Kalten ins Warme. Das tut uns gut und schenkt uns auch innerlich Wärme und Energie.

Stellen Sie auch eine mentale Verbindung zu dieser Übung her, indem Sie sich bewusst den hellen und freundlichen Seiten in Ihrem Leben zuwenden. Die innere Einstellung, ein gutes Leben für sich aus tiefstem Herzen zu wollen, ist dabei und auf Ihrem Weg hin zu einem Optimisten, entscheidend.

V) Ausblick

Es gibt viele unterschiedliche und sich ergänzende Wege, um zu einer optimistischeren Lebenseinstellung zu gelangen – und damit auch mehr Positives ins Leben zu ziehen.

Wenn Sie sich für diesen Weg entscheiden, gerne große Schritte auf ihm gehen wollen und dabei Unterstützung suchen, lassen Sie uns in einem individuell an Ihre Bedürfnisse angepassten Coaching eine passende Vorgehensweise für Sie finden.
(https://www.monika-polk.de/coaching/coaching-coaching/)

Außerdem finden Sie auf meinem Youtube-Kanal „Getting balanced“ (https://www.youtube.com/channel/UCDHx1jFRdaV6NsZdYt6Evtg) Videos und Übungsanleitungen zur Stärkung Ihrer Resilienz, die ich fortlaufend ergänze.

Seien Sie es sich wert, ein erfülltes und freudvolles Leben zu führen!